so viel gerede…

 

So viel Gerede! (dem Herzen zum Trotz…)

EINE SZENENCOLLAGE NACH WILLIAM SHAKESPEARES „MUCH ADO ABOUT NOTHING“.

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„Ich wundere mich, was Sie da immer noch reden! Kein Mensch beachtet Sie“ – „Ach, meine beste Lady Verachtung! Sie leben auch noch?“ – „Wie sollte die Verachtung wohl sterben, wenn sie jemanden wie Sie als Futter bekommt?“ Dieser verbale Schlagabtausch stammt nicht aus einem der TV-Duelle zwischen Hillary Clinton und Donald Trump. Er wurde bereits auf den Bühnen des elisabethanischen Theaters ausgetragen, in William Shakespeares Komödie „Much Ado About Nothing“ (dt. Viel Lärm um nichts).

Und die beiden Kampfhähne sind die eigentlichen Protagonisten dieses Stücks. Denn die holperige Liebesgeschichte zwischen diesen beiden erscheint zunächst als Nebenhandlung. Vordergründig geht es um die Hochzeit von Hero und Claudio, die für alle Seiten als vorteilhaft empfunden wird, dann jedoch erst einmal platzt, weil ein Neider die Braut verleumdet und damit ihre Verbindung zu vereiteln sucht. Der eben noch bis über beide Ohren verliebte Bräutigam vertraut dem Verleumder mehr als der geliebten Braut und verstößt sie vorm Traualtar! Aber da es ja eine Komödie ist, klärt sich am Ende alles auf und es kommt zum glücklichen Ende.

Von Anfang an betrachten Beatrice (Kusine der Braut) und Benedikt (Freund des Bräutigams) das Geschehen mit großer Skepsis und viel Stirnrunzeln. Sie begleiten es mit einem Feuerwerk an sarkastischen, dabei sehr scharfsinnigen Bemerkungen und Beobachtungen.

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Die beiden sind nicht gar so jung, unerfahren und „unschuldig“ wie Hero und Claudio. Sie haben im Lauf ihres Lebens Erfahrungen gesammelt, die ihnen eine gewisse Klugheit und mehr Weitblick verliehen haben, sie jedoch gleichzeitig auch illusionsloser werden ließen. Das Publikum erfährt, dass die beiden früher einmal ein Paar waren, aber ihre Beziehung ging in die Brüche, da sie beide Fehler gemacht haben, die zu nachhaltigen Verletzungen führten. Jetzt begegnen sie sich wieder – jedoch mit Misstrauen und Abwehr. Die Verletzungen von damals sitzen so tief, dass sie nun der Liebe mit Ablehnung gegenüberstehen und sich hinter Zynismus verschanzen, allerdings gespickt mit Wortwitz: ihre Wortgefechte sind absolut brillant und treffsicher.

„Sie spricht Dolche! Jedes Wort sticht!“ sagt Benedikt. Sie können es einfach nicht lassen: jeder ist bemüht, das letzte Wort zu haben, die beste Pointe zu setzen. So lässt dieses verbale Feuerwerk die ursprüngliche Geschichte um Hero und Claudio in den Hintergrund treten. Und auch wenn sie das keinesfalls wahrhaben wollen, so ist doch für jeden Beobachter vollkommen klar: Beatrice und Benedikt sind für einander geschaffen. Deshalb können sie auch nicht von einander ablassen…. Und dann finden ihre Freunde und Verwandten schließlich, dass die beiden endlich Farbe bekennen sollten: es ist doch sonnenklar, dass sie sich im Grunde lieben. Also beschließen sie, etwas nachzuhelfen und Amor zu spielen…

Die verbalen Duelle zwischen Beatrice und Benedikt gehören meiner Meinung nach zu den besten der Theaterliteratur. Es macht ungeheuren Spaß, den beiden zuzuhören und sich an ihren Spitzfindigkeiten zu ergötzen. Dabei ist uns, dem Publikum, bald klar: was wir hier vorgeführt bekommen, sind die beiden Seiten einer Medaille, die sich mit einander messen – und dabei liegt die Beatrice-Seite immer so gerade um eine kleine Nasenlänge vorn, behält das Oberwasser und das allerletzte Wort. Was bleibt Benedikt am Ende anderes übrig, als zur Tat zu schreiten und ihr das freche Mundwerk mit einem Kuss zu schließen? Ihrem Widerstand zum Trotz sind beide schließlich bereit, es doch noch einmal mit einander zu versuchen. Es bleibt eine Prise Skepsis – sie kennen die Menschen und das Wechselspiel der Liebe bereits zu gut…

Diese ganz spezielle Figuren-Konstellation auf dem Theater hat mich auf die Idee gebracht, die Geschichte von Beatrice und Benedikt aus dem eigentlichen Stück „herauszudestillieren“ und den dramaturgischen Zusammenhang lediglich von einem Erzähler „moderieren“ zu lassen. Es geht also ausschließlich um Beatrice und Benedikt, die sich durch ihre bissigen Dialoge und scharfsinnigen, witzigen und zuweilen auch tiefgründigen Monologe auf einander zu „mäandern“… Beatrice und Benedikt werden hier von ein und derselben Schauspielerin dargestellt: es werden nur jeweils die Seiten gewechselt. In der berühmten Maskenball-Szene wird das Spiel mit den „Positionen“ besonders schön deutlich: es ist wie ein Spiegel mit zwei Spiegelflächen…

 

 

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